Gestern Abend hat der Musik-Streaming-Service Spotify ein überarbeitetes Geschäftsmodell bekannt gegeben. Unter anderem kann nun auch mobil auf Android-Geräten kostenlos Musik gehört werden, wenn auch mit Werbeeinblendungen.
Musik kaufen und lokal speichern ist so 2007. Heutzutage wird Musik über eine Vielzahl von Anbietern auf alle erdenklichen Geräte gestreamt, bis die Cloud qualmt. Einer der bekanntesten Anbieter, Spotify, hat gestern Abend eine große Umstrukturierung der verschiedenen Tarife bekannt gegeben. Ab Sofort kann auch auf Android- und iOS-Geräten Musik kostenlos wiedergegeben werden.
Wie auch bei der Desktop-Variante der Software, ist der kostenlose Musikgenuss allerdings nur mit einigen Einschränkungen möglich. Zum einen können Playlisten und Künstlerradios nur als Zufallswiedergabe angehört werden – Tracks, die einem nicht gefallen, kann man aber zum Glück überspringen. Währen dies noch weitestgehend verschmerzbar ist, dürften die ebenfalls mit dem Gratis-Angebot verbundenen Werbeeinblendungen zwischen den Tracks vielen Nutzern schnell auf die Nerven gehen.
Für alle Werbegeplagten gibt es natürlich das Premium-Abo, das für 9,90 Euro im Monat die volle Freiheit beim Musikhören bietet und das ganz ohne Werbeeinblendungen. Dies ermöglicht zudem auch das lokale Speichern von Tracks und Playlisten um diese offline hören zu können. Außerdem können sich zahlende Nutzer über die (für Streams) höchstmögliche Audioqualität freuen, während diese bei den kostenlosen Angeboten runtergeschraubt wird.
Der Spotify Unlimited-Tarif wurde übrigens abgeschafft. Dieser ermöglichte für 4,90 Euro im Monat den werbefreien Musik-Stream, allerdings nur über die Desktop-Software. Bestehende Unlimited-Abos können aber ohne Einschränkung weitergeführt werden.
Spotify hat also mit den kostenlosen Angeboten auf mobilen Plattformen einen cleveren Appetitanreger für das volle Programm geschaffen. Und um noch einen weiteren Anreiz für die generelle Nutzung von Spotify zu bieten, wurde endlich auch der komplette Backkatalog der Rock-Legende Led Zeppelin in das Programm aufgenommen. Damit konnte das Unternehmen einen der bisher größten Streaming-Verweigerer für sich gewinnen.
Googles Musik-Streaming-Dienst „All Access“ startet in Deutschland unter dem Namen „All-Inclusive“: Für 8 Euro pro Monat können Nutzer auf mehr als 20 Millionen Songs zugreifen. Streaming-Platzhirsch Spotify muss sich warm anziehen.
Google startet seinen Streaming-Dienst zum Kampfpreis von 7,99 Euro monatlich, also zwei Euro günstiger als Spotify. Der günstige Preis gilt allerdings nur für Schnellentschlossene und Early Adopter - wer zögert und sich erst nach dem 15. Januar 2014 anmeldet, zahlt 9,99 Euro im Monat.
Alle, die ihr Abo vor diesem Datum abgeschlossen haben, bleiben bei 7,99 Euro, solange sie angemeldet sind, erklärt Sara Hecht, Produktmanagerin für Google Play Music in Mountain View, auf Nachfrage.
Die ersten 30 Tage sind bei Google kostenlos.
Funktionen und Oberfläche im ersten Test
All-Inclusive ist Bestandteil der App Play Music, die es für Android und iOS gibt. Wie bei Spotify kann man gezielt nach Künstlern suchen, Playlisten erstellen oder eigene "Radiosender" starten, die Songs spielen, die auf den hinterlegten Künstlern, Genres oder Alben basieren.
Außerdem hat man die Möglichkeit, Musik zu "entdecken", also Wiedergabelisten zu hören, die von Musikredakteuren zusammengestellt wurden. Die Radiosender basieren auf Algorithmen, die Playlisten auf Expertenwissen - mit dieser Kombination stellt Google nach eigenen Angaben sicher, immer die besten Ergebnissen für den Nutzer zu liefern.
Ein erster Test zeigt, dass Google zumindest nicht weit daneben liegt. Mein Radiosender ("Mogwai") lieferte gute Ergebnisse aus diesem Genre, die meisten Songs passten. Überhaupt ist mein erster Eindruck sehr positiv. Die Streaming-Qualität ist gut, die Benutzeroberfläche ansprechend und intuitiv, vor allem Android-Nutzer werden sich problemlos zurechtfinden. Ein weiterer Vorteil ist die Integration der auf dem Gerät gespeicherten Musiksammlung in die App, ein Feature, das Spotify zum Beispiel fehlt. Spotify wiederum bietet die besseren sozialen Funktionen, der Austausch mit anderen Nutzern ist vielschichtiger.
Die Einschränkungen sind bei Google die gleichen, die man auch von anderen Streaming-Diensten kennt: Das Qualitätsmaximum liegt bei 320 kbit/s (was mehr als ausreicht), Musik kann man nur auf einem Gerät gleichzeitig abspielen (was bei einem kostenpflichtigen Dienst wie diesem völlig logisch ist).
Google Play Music All-Inclusive ist werbefrei und ab sofort in Deutschland verfügbar für Android, iOS und über den Internet-Browser.
"One unified experience"
Abgesehen vom günstigen Einstiegspreis unterscheidet sich der Dienst kaum von Spotify und Co. Er hat aber, zumindest auf Android-Geräten (die den Smartphone-Markt dominieren), einen gewaltigen Vorteil: Die Oberfläche fügt sich nahtlos ein in die lange Reihe der unterschiedlichen Google-Dienste und sie ist hervorragend an die Oberfläche des Android-Systems (Holo UI) angepasst. Google kann daher etwas tun, was Spotify nicht kann: Dem Nutzer ein geschlossenes Benutzererlebnis bieten.
Darauf angesprochen, was ihren Dienst von den Konkurrenzangeboten unterscheide, erklärt Hecht: "One unified experience", was frei übersetzt so viel wie "Ein einheitliches Nutzererlebnis" bedeutet.
Mit einem Service zum Streamen von Musik soll YouTube Diensten wie Spotify Konkurrenz machen, heißt es in einer Meldung von billboard.com. Das Angebot soll in zwei Varianten kommen, umsonst und gegen Bezahlung. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass mit der YouTube-App bald die Wiedergabe im Hintergrund möglich sein wird.
Wie Billboard berichtet will YouTube noch später dieses Jahr einen On-Demand Musik-Dienst anbieten, der sich vor allem an Nutzer mit mobilen Geräten richten soll. Das breite Angebot von Musik auf YouTube soll uneingeschränkt zur Verfügung stehen, entweder umsonst und werbegestützt oder frei von Werbung als Premium-Angebot gegen Bezahlung. Zur preislichen Gestaltung gab es noch keine Angabe, in jedem Fall wird YouTube aber auf irgendeine Weise die Lizengebühren der Musik finanzieren müssen.
Weiterhin hat man bei Android Police die APK der App-Version 5.2.27 auseinandergenommen und im Detail analysiert (die aktuell seit gestern bei Google Play verfügbare Version ist 5.1.10). Dabei haben sie interessante Entdeckungen gemacht: Eine der neuen Funktionen, die hoffentlich bald regulär ausgerollt werden wird und von vielen Nutzern schon lange ersehnt wird, ist das Abspielen von Videos im Hintergrund. Damit wird es nun endlich möglich sein, die Anwendung zu verlassen oder sogar den Bildschirm auszuschalten, ohne dass die Wiederabgabe abbricht. Das Abspielen im Hintergrund ist natürlich besonders für Musik geeignet, kann aber prinzipiell bei jedem Video zum Einsatz kommen. Damit geht die YouTube-App einen großen Schritt in Richtung Musik-Player, zusammen mit der Unterstützung für Offline-Videos (zur Meldung), von der ebenfalls bereits Spuren in der APK zu finden sind, aber noch keine Elemente in der Benutzeroberfläche oder in den Einstellungen zu sehen sind.
Wann die neuen Funktionen verfügbar sein werden, ist zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt. Bei YouTube gab man nur eine allgemeine Mitteilung heraus:
“Wir arbeiten permanent an neuen und besseren Wegen, um unsere Nutzer auf allen Geräten YouTube-Inhalte genießen zu lassen und unserer Partnern mehr Möglichkeiten zu geben, ihre Fans zu erreichen. Allerdings haben wir zu diesem Zeitpunkt nichts anzukündigen.”
“We’re always working on new and better ways for people to enjoy YouTube content across all screens, and on giving partners more opportunities to reach their fans. However, we have nothing to announce at this time.”
Wer heute Musik hört, nutzt immer öfter Streaming-Dienste. Der beliebteste und am weitesten verbreitete ist derzeit Spotify, doch auch Google hat jetzt Musik-Streaming im Portfolio. "Google Play Music All Access" wurde auf der I/O 2013 vorgestellt und ist offiziell bisher nur in den USA verfügbar. Ich habe den Dienst aber schon einmal getestet und mit Spotify verglichen.
Spotify arbeitet mit den vier großen Major-Labels Warner, Universal, EMI und Sony zusammen. Laut Website bietet Spotify seinen Nutzern über 20 Millionen Songs, jeden Tag sollen über 20.000 hinzukommen.
Play Music All Access arbeitet mit Universal, Sony und EMI zusammen und bietet seinen Nutzern ebenfalls "Millionen von Songs" - wie viele es genau sind, dazu gibt es keine Angaben.
Glaubt man den Stimmen von Nutzern, hat Spotify die größere Auswahl. Ich habe aber auch ein Album der Band "Arcade Fire" bei Play Music gefunden, das bei Spotify fehlte.
Welche Plattformen werden unterstützt?
Spotify gibt es unter anderem für Android, iOS und Windows Phone, außerdem bietet der Dienst eine Desktop-Anwendung und einen Internet-Player.
Play Music All Access gibt es nur für Android-Geräte und als Internet-Anwendung.
Wird meine Musiksammlung automatisch synchronisiert?
Ja, beide Dienste synchronisieren sich automatisch. Wenn Ihr über den PC Musik markiert, erscheint die entsprechende Playlist auch in der Android-App und umgekehrt. Wenn die neue Musik nicht direkt angezeigt wird, müsst Ihr die Website neu laden beziehungsweise die App neu starten.
Spotify ordnet die Musik automatisch in Playlists. Die PC-Anwendung ermöglicht es Euch, Eure Musiksammlung nach Künstlern, Alben oder Titeln zu sortieren. In der Android-App könnt Ihr Eure Playlists nur nach Namen oder nach Aktualität sortieren.
Play Music bietet Euch in der Web-Anwendung und in der Android-App eine Übersicht nach Interpreten, Alben oder Titeln.
Kann ich meine Musik auch offline hören?
Ja, beide Dienste bieten Offline-Playback an. Dafür müsst Ihr die Musik, die Ihr hören wollt, vorher aber auf Euer Gerät herunterladen, die Dateien werden dort im Cache gespeichert. Das geht bei Spotify auch vom PC aus. Die Desktop-Anwendung von Play Music sowie die Web-Anwendung von Spotify bietet diesen Service anscheinend nicht. Wenn Ihr hiermit Musik hören wollt, müsst Ihr sie streamen.
Gehört die Musik, die ich heruntergeladen habe, danach mir?
Nein, beide Dienste leihen Euch die Musik lediglich. Ihr könnt die Musik zwar auf Eurem Gerät speichern, aber nur via App. Wenn Ihr den Service kündigt, endet auch Euer Zugriff auf die Tracks. Bei Play Music All Acess habt Ihr allerdings auch die Möglichkeit, Tracks oder ganze Alben direkt aus der App heraus zu kaufen. Sie werden dann dauerhaft im MP3-Format gespeichert.
Sind die App und der Web-Client gleich aufgebaut? Finde ich mich zwischen den Anwendungen gut zurecht?
Bei Spotify sind der Web-Client, die PC-Anwendung und die Android-App jeweils unterschiedlich strukturiert und bieten eine unterschiedliche Funktionalität. Am umfangreichsten ist die PC-Anwendung. In der Web-App liegt der Schwerpunkt auf der Entdeckung von neuer Musik, die mobile Android-App ist eine abgespeckte, eingeschränkte Version der PC-Anwendung.
Play Music All Access ist einheitlicher. Die Web-Anwendung ist ähnlich aufgebaut wie die Android-App und bietet im Grunde den gleichen Funktionsumfang. Wer Play Music und Spotify vorher noch nicht kannte, wird sich wahrscheinlich bei Googles Dienst schneller zurecht finden.
Kann ich über den Dienst auch neue Musik entdecken?
Mit Spotify könnt Ihr die Playlisten Eurer Facebook-Freunde durchstöbern, Ihnen folgen oder Euch auf der Basis Eurer Musiksammlung neue Musik empfehlen lassen. Ihr könnt auch einzelnen Bands oder Interpreten folgen. Es gibt zahlreiche Radiostationen, die nach Genres geordnet sind und Ihr könnt eigene Radiostationen für einen Künstler oder ein Album einrichten. Außerdem gibt es für die PC-Anwendung zahlreiche Dritt-Apps.
Play Music All Access stellt den sozialen Aspekt weiter nach hinten, dafür schlägt der Google-Dienst Euch vorgefertigte Playlisten vor, die von Nutzern erstellt wurden. Diese Playlists entsprechen Euren Hörwünschen wahrscheinlich genauer als die groben Genre-Sortierung von Spotify. Ein Beispiel: Im Spotify-Kanal "Hip Hop" musste ich erst einmal 13 Tracks weiter skippen, bevor ein Song kam, der mir gefiel; den Play-Music-Playlist "Key Tracks: Indie/Underground Hip-Hop" konnte ich dagegen komplett durchören. Radiostationen bekommt Ihr bei Play Music nur, wenn Ihr sie selbst erstellt.
Kann ich die Musikauswahl der Radiosender beeinflussen?
Beide Apps bieten die Möglichkeit, Titel mit einem "Daumen hoch" oder "Daumen runter" zu bewerten. Diese Wertung fließt in die weitere Musikauswahl direkt mit ein. Ihr könnt außerdem zum nächsten Titel springen, wenn Euch ein Song nicht gefällt.
Play Music All Access bietet hier aber einen entscheidenden Vorteil: Ihr könnt in der Warteschlange eines Senders sehen, welche Tracks als nächstes gespielt werden. Außerdem könnt Ihr nicht nur weiterskippen, sondern auch zurück springen.
Bei Spotify könnt Ihr nur die Musik hören, die Ihr über den Dienst heruntergeladen oder in Eurem Spotify-Profil gespeichert habt.
Bei Play Music könnt Ihr bis zu 20.000 eigene Titel in die Cloud hochladen und sie von jedem Gerät aus streamen, außerdem könnt Ihr Musik direkt aus der App kaufen. Die Android-App zeigt automatisch auch die MP3-Dateien an, die sich auf dem Gerät befinden.
Wie kann ich mich anmelden?
Bei Spotify könnt Ihr Euch mit einer gültigen E-Mail-Adresse oder über Euren Facebook-Account anmelden, um die kostenlose Basisvariante zu nutzen. Wenn Ihr die kostenpflichtigen Versionen nutzen wollt, könnt Ihr mit PayPal oder Kreditkarte bezahlen. Die monatlichen Kosten werden automatisch abgebucht.
Bei Play Music All Access müsst Ihr Euch mit einem Google-Account und einer gültigen Kreditkarte anmelden, auch wenn Ihr nur die kostenlose Testversion ausprobieren wollt. Die Angabe Einer Adresse ist ebenfalls obligatorisch, hier könnt Ihr aber Eurer Fantasie freien Lauf lassen.
Was kostet der Spaß?
Spotify und Play Music All Access kosten 9,99 US-Dollar oder Euro im Monat, wenn Ihr den vollen Funktionsumfang nutzen wollt. 30 Tage lang könnt Ihr beide Dienste aber kostenlos testen.
Spotify bietet zudem eine Gratis-Variante, bei der regelmäßig Werbespots geschaltet werden, die sich nicht abschalten lassen. Für 4,99 Dollar oder Euro könnt Ihr werbefrei Musik hören, allerdings nur auf dem PC und nicht in der höchsten Qualität.
Play Music ist mit seinen Basisfunktionen ebenfalls kostenlos, wenn Ihr auf das Streamingangebot "All Access" zugreifen wollt, müsst Ihr den vollen Preis zahlen. Bis zum 30.06.2013 bietet Google aber einen Rabatt auf 7,99 US-Dollar.
Spotify ist ein mächtiger Gegner, den Google mit Play Music All Access nicht so leicht in die Knie zwingen wird. Nicht nur die Musikauswahl ist größer, auch die Integration von sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter ist weiter fortgeschritten als bei All Access, das lediglich mit Google+ interagiert. Ein weiterer großer Vorteil ist die Reichweite von Spotify: Der Dienst funktioniert auf allen relevanten Plattformen, sowohl mobil als auch auf dem Desktop.
Play Music All Access ist dagegen nur für Android und als Web-Dienst verfügbar. In meinem Test konnte mich Google aber doch überzeugen. All Access ist übersichtlicher als Spotify und einheitlicher gestaltet, integriert über die Cloud die eigene Musik gleich mit und bietet so, zumindest innerhalb des Android-Ökosystems, eine nahtlose Vernetzung über mehrere Geräte hinweg. Einen wirklichen Mehrwert, den entscheidenden Pluspunkt, bringt Googles Musikdienst aber nicht. Ob das reicht, um sich über Spotify zu erheben, bleibt deshalb abzuwarten.
Spotify
All Access
Preis:
Kostenlos / 4,99 € im Monat / 9,99 € im Monat
9,99 $ im Monat
Verfügbarkeit:
Android, iOS, Windows Phone u.a.; Web-Dienst; Desktop-Anwendung
Musik zum Mieten macht Download-Verkäufern iTunes, Amazon und Google Konkurrenz
Was Apple mit iTunes schon seit zehn Jahren vormacht, hat inzwischen auch der Internet-Riese Google als Geschäftsmodell für sich entdeckt und bietet ebenfalls Musik zum Kauf im Internet an - seit gestern auch in Österreich. Allerdings geht es Google dabei wie dem Hasen im Wettlauf mit dem Igel, denn die Konkurrenz ist schon da - und im Übrigen spielt die Musik schon längst woanders. Musik-Streaming-Anbieter wie Spotify, Juke, Deezer und Simfy haben erkannt, wohin die Reise wirklich geht: Der verwöhnte Musikfan will nicht einzelne Lieder "kaufen", die ihm letztlich doch nicht gehören, sondern er will alles haben, und das immer und überall.
Was bekommt man, wenn man einen Mp3-Player und ein Smartphone mit Breitband-Internet kreuzt? Eine Musiksammlung, die 20 Millionen Titel umfasst, versprechenSpotify & Co. Das ist so viel, dass mehrere Menschenleben zum Anhören nicht ausreichen würden - 152 Jahre lang könnte man nach grober Berechnung ununterbrochen Musik spielen, ohne ein Lied zweimal zu hören. Oder, um es mit der eigenen Musiksammlung zu Hause vergleichen zu können: Audio-CDs würden aufeinander gestapelt einen zehn Kilometer hohen Turm ergeben, die gleiche Sammlung im MP3-Format würde 80 handelsübliche 1-Terabyte-Festplatten füllen.
Zugriff auf die gesamte Musiksammlung
Das Geschäftsmodell ist eine Musik-Flatrate: Man bezahlt eine monatliche Abo-Gebühr und bekommt im Gegenzug für die Dauer des Abo-Vertrages Zugriff auf die gesamte Musiksammlung des Anbieters. Der Abopreis beträgt bei allen Anbietern knapp zehn Euro, das dürfte offenbar die Schmerzgrenze der Kunden sein. Wer sich durch Werbung nicht gestört fühlt, der kann es sogar noch billiger oder sogar umsonst kriegen.
Die Diskussion, ob man nicht besser CDs kaufen sollte statt für Musik aus dem Internet zu bezahlen, ist beinahe ein Glaubensstreit. Dabei muss einem aber klar sein, dass der Unterschied nicht darin besteht, ob einem die Musik "gehört" oder nicht. Egal, ob man Musik "streamt" oder eine CD kauft, man erwirbt dabei niemals das geistige Eigentum an dem Werk, sondern immer nur ein Nutzungsrecht - ähnliche wie bei Computerprogrammen.
Verfügbarkeit
Möglich wurde das Musik-Streaming auch für unterwegs erst durch die hohe Verfügbarkeit von mobilem Breitband-Internet. Die Vorteile sind vielfältig: Die Musik kann auf verschiedensten Geräten - Handy, PC, Hi-Fi-Anlage - abgespielt werden, ohne dass man die Sammlung erst zwischen den verschiedenen Geräten synchronisieren muss. Das Anhören setzt auch keine permanente Internet-Verbindung voraus, weil man die einzelnen Stücke auch auf dem Endgerät speichern kann, wo sie so lange abgespielt werden können, wie das Musik-Abo besteht - kündigen kann man üblicherweise einen Monat im Voraus.
Aber die Sache muss doch einen Haken haben, sagt man sich. Den hat sie auch, und nicht nur einen: Wenn man davon ausgeht, dass eine Minute Musik komprimiert ca. 1 MB Datenvolumen entspricht, ist ein monatliches Datenvolumen von 1.000 MB, wie es in einem heutzutage typischen Handyvertrag inkludiert ist, spätestens nach 17 Stunden Musikhören verbraucht.
Der zweite große Haken ist juristischer Natur und betrifft die komplizierten Vertragswerke zwischen den Streaming-Diensten einerseits und den Plattenverlagen bzw. Verwertungsgesellschaften andererseits. So würde zum Beispiel ein Beatles-Fan und Spotify-Neukunde bald enttäuscht feststellen, dass Spotify nicht die Rechte für die Beatles besitzt und sie daher auch nicht im Angebot hat.
Kritik an den Streaming-Diensten
Ein wesentlicher Kritikpunkt an den Streaming-Diensten ist der Vorwurf, dass die Musiker selbst dabei ausgebeutet würden - sie sollen pro Lied (Stream) oft nur den Bruchteil eines Cents bekommen. Exakte Zahlen darüber gibt es nicht, die Rechteverträge sind nicht einheitlich. Letztlich entscheiden aber die Plattenlabels darüber, wie viel ein Künstler bekommt und ob sein Werk auf Spotify, Deezer,Juke oder Simfy verfügbar ist.