Dienstag, 11. Juni 2013

Google Play Music All Access versus Spotify: Wer ist besser?

Wer heute Musik hört, nutzt immer öfter Streaming-Dienste. Der beliebteste und am weitesten verbreitete ist derzeit Spotify, doch auch Google hat jetzt Musik-Streaming im Portfolio. "Google Play Music All Access" wurde auf der I/O 2013 vorgestellt und ist offiziell bisher nur in den USA verfügbar. Ich habe den Dienst aber schon einmal getestet und mit Spotify verglichen. 
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© AndroidPIT

Wie viele Titel kann ich hören? 

Spotify arbeitet mit den vier großen Major-Labels Warner, Universal, EMI und Sony zusammen. Laut Website bietet Spotify seinen Nutzern über 20 Millionen Songs, jeden Tag sollen über 20.000 hinzukommen. 
Play Music All Access arbeitet mit Universal, Sony und EMI zusammen und bietet seinen Nutzern ebenfalls "Millionen von Songs" - wie viele es genau sind, dazu gibt es keine Angaben.
Glaubt man den Stimmen von Nutzern, hat Spotify die größere Auswahl. Ich habe aber auch ein Album der Band "Arcade Fire" bei Play Music gefunden, das bei Spotify fehlte.  

Welche Plattformen werden unterstützt? 

Spotify gibt es unter anderem für Android, iOS und Windows Phone, außerdem bietet der Dienst eine Desktop-Anwendung und einen Internet-Player. 
Play Music All Access gibt es nur für Android-Geräte und als Internet-Anwendung. 

Wird meine Musiksammlung automatisch synchronisiert?

Ja, beide Dienste synchronisieren sich automatisch. Wenn Ihr über den PC Musik markiert, erscheint die entsprechende Playlist auch in der Android-App und umgekehrt. Wenn die neue Musik nicht direkt angezeigt wird, müsst Ihr die Website neu laden beziehungsweise die App neu starten. 
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Übersicht: Spotify ordnet die Playlists nach Anfangsbuchstaben in einer Liste (links), All Access ordnet nach Interpreten und Titeln und zeigt auch das Coverartwork. / © AndroidPIT

Wie wird meine Musik sortiert?

Spotify ordnet die Musik automatisch in Playlists. Die PC-Anwendung ermöglicht es Euch, Eure Musiksammlung nach Künstlern, Alben oder Titeln zu sortieren. In der Android-App könnt Ihr Eure Playlists nur nach Namen oder nach Aktualität sortieren. 
Play Music bietet Euch in der Web-Anwendung und in der Android-App eine Übersicht nach Interpreten, Alben oder Titeln.   

Kann ich meine Musik auch offline hören? 

Ja, beide Dienste bieten Offline-Playback an. Dafür müsst Ihr die Musik, die Ihr hören wollt, vorher aber auf Euer Gerät herunterladen, die Dateien werden dort im Cache gespeichert. Das geht bei Spotify auch vom PC aus. Die Desktop-Anwendung von Play Music sowie die Web-Anwendung von Spotify bietet diesen Service anscheinend nicht. Wenn Ihr hiermit Musik hören wollt, müsst Ihr sie streamen. 

Gehört die Musik, die ich heruntergeladen habe, danach mir?

Nein, beide Dienste leihen Euch die Musik lediglich. Ihr könnt die Musik zwar auf Eurem Gerät speichern, aber nur via App. Wenn Ihr den Service kündigt, endet auch Euer Zugriff auf die Tracks. Bei Play Music All Acess habt Ihr allerdings auch die Möglichkeit, Tracks oder ganze Alben direkt aus der App heraus zu kaufen. Sie werden dann dauerhaft im MP3-Format gespeichert.

Sind die App und der Web-Client gleich aufgebaut? Finde ich mich zwischen den Anwendungen gut zurecht?

Bei Spotify sind der Web-Client, die PC-Anwendung und die Android-App jeweils unterschiedlich strukturiert und bieten eine unterschiedliche Funktionalität. Am umfangreichsten ist die PC-Anwendung. In der Web-App liegt der Schwerpunkt auf der Entdeckung von neuer Musik, die mobile Android-App ist eine abgespeckte, eingeschränkte Version der PC-Anwendung. 
Play Music All Access ist einheitlicher. Die Web-Anwendung ist ähnlich aufgebaut wie die Android-App und bietet im Grunde den gleichen Funktionsumfang. Wer Play Music und Spotify vorher noch nicht kannte, wird sich wahrscheinlich bei Googles Dienst schneller zurecht finden. 
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Das Menü der Spotify-App bietet weniger Optionen als die PC-Version (links), bei All Access ist der Funktionsumfang im Grunde gleich.  / © AndroidPIT

Kann ich über den Dienst auch neue Musik entdecken?

Mit Spotify könnt Ihr die Playlisten Eurer Facebook-Freunde durchstöbern, Ihnen folgen oder Euch auf der Basis Eurer Musiksammlung neue Musik empfehlen lassen. Ihr könnt auch einzelnen Bands oder Interpreten folgen. Es gibt zahlreiche Radiostationen, die nach Genres geordnet sind und Ihr könnt eigene Radiostationen für einen Künstler oder ein Album einrichten. Außerdem gibt es für die PC-Anwendung zahlreiche Dritt-Apps. 
Play Music All Access stellt den sozialen Aspekt weiter nach hinten, dafür schlägt der Google-Dienst Euch vorgefertigte Playlisten vor, die von Nutzern erstellt wurden. Diese Playlists entsprechen Euren Hörwünschen wahrscheinlich genauer als die groben Genre-Sortierung von Spotify. Ein Beispiel: Im Spotify-Kanal "Hip Hop" musste ich erst einmal 13 Tracks weiter skippen, bevor ein Song kam, der mir gefiel; den Play-Music-Playlist "Key Tracks: Indie/Underground Hip-Hop" konnte ich dagegen komplett durchören. Radiostationen bekommt Ihr bei Play Music nur, wenn Ihr sie selbst erstellt.

Kann ich die Musikauswahl der Radiosender beeinflussen?

Beide Apps bieten die Möglichkeit, Titel mit einem "Daumen hoch" oder "Daumen runter" zu bewerten. Diese Wertung fließt in die weitere Musikauswahl direkt mit ein. Ihr könnt außerdem zum nächsten Titel springen, wenn Euch ein Song nicht gefällt. 
Play Music All Access bietet hier aber einen entscheidenden Vorteil: Ihr könnt in der Warteschlange eines Senders sehen, welche Tracks als nächstes gespielt werden. Außerdem könnt Ihr nicht nur weiterskippen, sondern auch zurück springen.  
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Beim Radio hat All Access die Nase vorn (rechts): Hier könnt Ihr vor- und zurückspringen sowie die Playlist einsehen. / © AndroidPIT

Kann ich auch meine eigenen MP3-Dateien hören?

Bei Spotify könnt Ihr nur die Musik hören, die Ihr über den Dienst heruntergeladen oder in Eurem Spotify-Profil gespeichert habt. 
Bei Play Music könnt Ihr bis zu 20.000 eigene Titel in die Cloud hochladen und sie von jedem Gerät aus streamen, außerdem könnt Ihr Musik direkt aus der App kaufen. Die Android-App zeigt automatisch auch die MP3-Dateien an, die sich auf dem Gerät befinden. 

Wie kann ich mich anmelden?     

Bei Spotify könnt Ihr Euch mit einer gültigen E-Mail-Adresse oder über Euren Facebook-Account anmelden, um die kostenlose Basisvariante zu nutzen. Wenn Ihr die kostenpflichtigen Versionen nutzen wollt, könnt Ihr mit PayPal oder Kreditkarte bezahlen. Die monatlichen Kosten werden automatisch abgebucht. 
Bei Play Music All Access müsst Ihr Euch mit einem Google-Account und einer gültigen Kreditkarte anmelden, auch wenn Ihr nur die kostenlose Testversion ausprobieren wollt. Die Angabe Einer Adresse ist ebenfalls obligatorisch, hier könnt Ihr aber Eurer Fantasie freien Lauf lassen. 

Was kostet der Spaß?

Spotify und Play Music All Access kosten 9,99 US-Dollar oder Euro im Monat, wenn Ihr den vollen Funktionsumfang nutzen wollt. 30 Tage lang könnt Ihr beide Dienste aber kostenlos testen.
Spotify bietet zudem eine Gratis-Variante, bei der regelmäßig Werbespots geschaltet werden, die sich nicht abschalten lassen. Für 4,99 Dollar oder Euro könnt Ihr werbefrei Musik hören, allerdings nur auf dem PC und nicht in der höchsten Qualität. 
Play Music ist mit seinen Basisfunktionen ebenfalls kostenlos, wenn Ihr auf das Streamingangebot "All Access" zugreifen wollt, müsst Ihr den vollen Preis zahlen. Bis zum 30.06.2013 bietet Google aber einen Rabatt auf 7,99 US-Dollar.  
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Zum Entdecken von neuer Musik hat Spotify das Radio und die Neuheiten (links), All Access hat neben dem Radio die Funktion "Entdecken". / © AndroidPIT

Welcher Dienst ist besser? 

Spotify ist ein mächtiger Gegner, den Google mit Play Music All Access nicht so leicht in die Knie zwingen wird. Nicht nur die Musikauswahl ist größer, auch die Integration von sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter ist weiter fortgeschritten als bei All Access, das lediglich mit Google+ interagiert. Ein weiterer großer Vorteil ist die Reichweite von Spotify: Der Dienst funktioniert auf allen relevanten Plattformen, sowohl mobil als auch auf dem Desktop.
Play Music All Access ist dagegen nur für Android und als Web-Dienst verfügbar. In meinem Test konnte mich Google aber doch überzeugen. All Access ist übersichtlicher als Spotify und einheitlicher gestaltet, integriert über die Cloud die eigene Musik gleich mit und bietet so, zumindest innerhalb des Android-Ökosystems, eine nahtlose Vernetzung über mehrere Geräte hinweg. Einen wirklichen Mehrwert, den entscheidenden Pluspunkt, bringt Googles Musikdienst aber nicht. Ob das reicht, um sich über Spotify zu erheben, bleibt deshalb abzuwarten.
 SpotifyAll Access
Preis:Kostenlos / 4,99 € im Monat / 9,99 € im Monat9,99 $ im Monat
Verfügbarkeit:Android, iOS, Windows Phone u.a.; Web-Dienst; Desktop-Anwendung Android; Web-Dienst
Anzahl der Titel:"Über 20 Millionen""Mehrere Millionen"
Synchronisierung der Musiksammlung:Ja, automatischJa, automatisch
Offline-Playback:JaJa
Cloud-Speicherung eigener Musik:NeinJa
Musik-Kaufoption in der App:NeinJa
Anmeldung und Bezahlung: E-Mail-Adresse, Facebook-Konto; PayPal, KreditkarteGoogle-Account; Kreditkarte
Wenn Ihr All Access auch testen wollt, findet Ihr hier eine Erklärung, wie das geht.

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