Für Smartphone-Hersteller wird es immer schwieriger, Technologien zu entwickeln, mit denen man sich von der Masse der Konkurrenten abheben kann. Eine daraus resultierende Entwicklung scheint nun der verstärkte Fokus auf Zubehör wie Smartwatches und Head-Up-Displays wie Google Glass zu sein – Zubehör für das Smartphone also, durch das dieses immer mehr in den Hintergrund rückt.
In den letzten Wochen und Tagen tauchten in den Schlagzeilen der Technikwelt immer wieder Meldungen auf, nach denen nahezu alle großen Hersteller derzeit an Smartwatches arbeiten. Neben Samsung, Google und Apple gesellt sich nun auch LG zu dem illustren Kreis hinzu: Außer einer Android-basierten Smartwatch soll der koreanische Konzern auch an einer mit Display ausgestatteten Brille ähnlich zu Google Glass arbeiten – dies zumindest berichtet The Korea Times. Neben den Vuzix Smart Glasses gedeiht auch bizarres Zubehör wie das Kickstarter-Projekt Headflat auf diesem Boden. Doch warum setzen plötzlich so viele Hersteller verstärkt auf Smartwatches und -Glasses, sodass das Smartphone selber immer mehr aus dem Fokus rückt?
Smartphones unterscheiden sich immer weniger voneinander. Nehmen wir die Flaggschiffe von Samsung und HTC als Beispiel – abgesehen von dem Gehäusematerial und dem minimal größeren Display des SGS4 gegenüber dem HTC One bieten die beiden Geräte ein weitestgehend identisches Innenleben und selbst die verschiedenen Display-Technologien begegnen sich inzwischen auf Augenhöhe. Versuche, sich über die Software von der Konkurrenz abzuheben, führen allerdings dazu, dass zum Beispiel das SGS4 den geneigten Nutzer mit einer wahren Feature-Flut beinahe erschlägt. So interessant viele dieser Features auch sein mögen, ist doch fraglich, wie sehr diese letztendlich im Alltag eingesetzt werden. Denn wenn sich eines in der jüngeren Smartphone-Vergangenheit erwiesen hat, dann dass ein Großteil der Nutzer sein Gerät doch nur für eine Handvoll Standardaufgaben verwendet: Wetter checken, WhatsApp und ein paar Spiele.
Wenn es also immer schwieriger wird, sich von den Konkurrenten zu unterscheiden, müssen andere Marktsegmente erschlossen werden. Inspiriert vom Erfolg einiger Kickstarter-Projekte wie der Pebble Watch kommen plötzlich alle Hersteller inklusive Google mit derartigen Plänen um die Ecke. Ganz neu ist diese Idee nicht, allerdings konnten bisherige Smartwatches wie die i’m Watchoder Sonys SmartWatch nur bedingt überzeugen. Mit der wachsenden Konkurrenz in diesem Bereich und dem technischen Fortschritt wird sicher auch die Qualität entsprechend schnell steigen.
Aber Smartwatches sind nicht das einzige Zubehör für Smartphones, das in letzter Zeit immer öfter in den einschlägigen Medien auftaucht, auch HUDs wie zum Beispiel Google Glass werden von einigen Herstellern, wie eben LG, inzwischen entwickelt. Beiden Gerätetypen ist eines gemeinsam: Sie benötigen ein Smartphone, an das sie gekoppelt werden können, um zu funktionieren. Damit wird natürlich auch die Frage nach der Zukunft der Smartphones laut – auch wenn sie nicht verschwinden werden, so könnten das HUD oder das Display am Handgelenk doch marginalisiert den Smartphone-Bildschirm ersetzen. Aber wollen die Nutzer ihr geliebtes iPhone, ihr Samsung Galaxy S4oder ihr HTC One überhaupt aus der Hand geben?
Ob überhaupt ein Markt für derartiges Zubehör existiert, ist eine berechtigte Frage. Sicherlich dürfte der Griff zur schlauen Brille oder Armbanduhr für viele Nutzer bei immer größer werdenden Geräten, die sich für den Großteil der Besitzer schon längst nicht mehr mit einer Hand bedienen lassen, längst überfällig sein. Ob die Technologie allerdings umgehend von der Masse angenommen wird, hängt nicht nur vom Design, sondern auch vom Bedienkonzept sowie natürlich dem Preis ab. Was bei Smartwatches nicht zuletzt auch durch den Erfolg der Pebble Watch durchaus noch denkbar ist, darf bei Google Glass und ähnlichen Datenbrillen durchaus angezweifelt werden. Zumindest dürfte es hier deutlich länger dauern, bis in der Gesellschaft eine Akzeptanz für diese Art von „Geekwear“ geschaffen wird — nicht zuletzt, weil die datenschutzrechtlichen Implikationen nach wie vor ungeklärt sind.
via androidnext.de
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