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Sonntag, 15. September 2013

SPECIAL: Root: Was ist es und warum ist es gut?

Jeder, der ein Android-Smartphone oder -Tablet besitzt und sich ein bisschen mit dem Gerät auseinandergesetzt hat, wird schon mal über den Begriff Root gestolpert sein. Da dies für viele Nutzer allerdings ein Buch mit 7 Siegeln ist, wollen wir in diesem Artikel erklären was Root ist und was man damit eigentlich anfangen kann.
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Was ist Root?

Ein Android-Gerät zu rooten oder Rootzugang zu erlangen bedeutet, das Betriebssystem dahingehend zu modifizieren, um komplette Kontrolle darüber zu erlangen. Somit lassen sich Beschränkungen, die der jeweilige Hersteller oder Mobilfunkanbieter auf dem Gerät eingebaut haben.
Zunächst müssen wir ein beliebtes Missverständnis aus dem Weg räumen: Rooten ist nicht mit der Installation einer Custom ROM gleichzusetzen – dabei handelt es sich um eine modifizierte Variante des Betriebssystems; das auf dem Gerät befindliche OS wird durch den Root-Vorgang nicht verändert oder gelöscht.
Der Begriff Root kommt vom Open Source-Betriebssystem Linux, auf dem auch Android basiert. Root ist mit dem Administrator auf Windows-Rechnern vergleichbar – der Nutzer, der alle Privilegien auf dem System besitzt, wird unter Linux Root genannt.
Ein Android-Gerät zu rooten ist meistens sehr einfach – da der Vorgang allerdings von Gerät zu Gerät sehr unterschiedlich sein kann, werden wir hier keine Anleitung bereitstellen, sondern verweisen auf unsere bereits vorhandenen Anleitungen, oder auf Google, wo sich unter dem Suchbegriff „(Name des Gerätes) root“ normalerweise eine Vielzahl Anleitungen finden lassen. Die meisten Root-Vorgänge beinhalten die App SuperUser, mit deren Hilfe einzelnen Apps bei der Ausführung Root Rechte gewährt werden können.
Natürlich muss an dieser Stelle die obligatorische Warnung ausgesprochen werden, dass durch das Rooten die Garantie des Gerätes verfällt und bei unvorsichtigem Vorgehen, oder die falsche Verwendung von zum Beispiel Overclock Apps, mit deren Hilfe der Prozessor des Gerätes übertaktet werden kann, Schäden am Gerät entstehen können. Im schlimmsten Fall wird das Gerät dadurch gebrickt, also zu einem nutzlosen Ziegelstein gemacht, der maximal als teurer Briefbeschwerer nützlich ist. Rooten geschieht also auf eigene Gefahr.
Mit Apps wie Framaroot wird das Rooten zum Kinderspiel.
Mit Apps wie Framaroot wird das Rooten zum Kinderspiel – ein Touch genügt.

Vorteile von Root

Ein gerootetes Android-Gerät bietet eine Vielzahl Vorteile; dazu gehören unter anderem:

- Volle Kontrolle über Android

Nachdem ein Android-Gerät gerootet ist, kann man nicht nur dessen Boot Image austauschen, sondern auch dessen Systemdateien verändert sowie lästige System-Apps oder Anwendungen, die der Gerätehersteller netterweise integriert hat deinstallieren. Für dieses Vorgehen gibt es viele Methoden, eine der einfachsten und umfangreichsten ist allerdings Titanium Backup, das, wie der Name erahnen lässt, noch ein paar weitere Funktionen bietet.

- App-Daten sichern

Mit dem bereits erwähnten Titanium Backup, einer App-basierten Backup-Lösung, lassen sich nicht nur System-Apps einfrieren oder gar deinstallieren, man kann natürlich auch die installierten Apps mitsamt Daten sichern. Diese können entweder auf der SD-Karte des Gerätes abgelegt werden, oder bei diversen Cloud-Speicherdienste wie Box oder Dropbox zwischengelagert werden. Zwar gibt es auch für nicht-gerootete Geräte mit Helium (vormals Carbon) die Möglichkeit die App-Daten zu sichern, allerdings ist die App nicht annähernd so umfangreich und flexibel auf die Nutzerwünsche einstellbar, wie Titanium Backup.

- Nandroid Backup

Ein NAND Backup bezeichnet eine Art der Datensicherung, bei der ein Abbild des kompletten Systems erstellt wird. Dies ist sicherlich eine der sinnvollsten Funktionen, die unter Android durch Root ermöglicht werden. Somit ist es zum Beispiel möglich Custom ROMs auszuprobieren und immer wieder zum vorherigen System zurückkehren zu können.
Um ein Nandroid Backup zu erstellen, wird allerdings ein Custom Recovery, wie zum Beispiel das ClockworkMod Recovery, benötigt. Es gibt viele Wege auf denen sich solch ein Custom Recovery installiert werden kann – die einfachste und vor allem für die meisten Geräte universell gültige Methode dürfte dabei allerdings die App ROM Manager darstellen.
Nach der Installation der App und dem Gewähren der Superuser-Rechte muss das gewünschte Recovery ausgewählt und installiert werden, was im ROM Manager gleich die erste Option erledigt. Danach kann man entweder direkt über den ROM Manager Backups erstellen oder widerherstellen, oder man bootet das Gerät direkt ins Recovery und führt die Schritte manuell aus.

- Spezielle Root Apps

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Neben Anwendungen wie dem ROM Manager oder Titanium Backup, die wir bereits erwähnt haben, gibt es eine unüberschaubare Zahl spezieller Apps, die Root-Zugang benötigen. Mit demRoot Explorer kann man auf Dateien im System-Bereich zugreifen, JuiceDefender ermöglicht es, viele Einstellungen des Gerätes zu verändern um Energie zu sparen. Mit dem Move2SD Enablerlassen sich dagegen nahezu alle Apps auf die SD-Karte verschieben, um den internen Speicher zu entlasten.
Dies sind nur wenige Beispiele und die Liste könnte endlos weitergeführt werden, würde allerdings den Rahmen dieses Artikels um ein Vielfaches sprengen. Nützliche Tipps und Root-App-Vorstellungen findet ihr natürlich auch in unserem Magazin, oder aber natürlich auf unserer Seite, wie zum Beispiel in diesem Artikel mit 22 Root-App-Empfehlungen.

Flashen von Custom ROMs

Custom ROMs sind modifizierte oder komplett selbst kompilierte Android-Versionen, die den Funktionsumfang des Gerätes drastisch erhöhen können. Ein Custom ROM geht weit über einfache Veränderungen hinaus und kann einem Gerät ein komplett neuen Look verpassen und dafür sorgen, dass es sich wie ein neues Gerät anfühlt – zumindest Software-seitig.
Da es für jedes Gerät eine schiere Flut verschiedener Custom ROMs gibt, bleibt uns aufgrund von Platzmangel auch an dieser Stelle wieder nur der Verweis auf die Google Suche übrig. Bevor man ein neues Betriebssystem installiert, was entweder über den ROM Manager oder für erfahrenere Nutzer auch über Custom Recoverys geschieht, sollte man natürlich ein Nandroid Backup anlegen um jederzeit wieder zur Ausgangssituation zurückkehren zu können.

Donnerstag, 12. September 2013

Prozessoren: Warum 64-bit für Smartphones derzeit keinen Vorteil bringt

Vor wenigen Tagen hat Apple bekanntlich zwei neue iPhones vorgestellt. Dabei wurde mehrfach betont, dass das iPhone 5S nun einen 64-bit A7-Prozessor besitzt, der viele Vorteile gegenüber dem 32-bit Vorgänger haben soll. Samsung hat heute nachgezogen und angekündigt, dass künftige Prozessoren ebenfalls 64-bit sein werden. Bei genauerer Betrachtung wird allerdings deutlich, dass dieser Schritt derzeit nicht die angepriesenen Vorteile bringt.
iphone-5s-64-bit
Wie von einer Apple gewohnt, war auch der Präsentations-Event zu den neuen iPhones von Superlativen und den üblichen Marketing-Übertreibungen gespickt – dabei hatten die beiden neuen iPhones nicht viel bemerkenswert Neues zu bieten. Ein Detail hat aber doch unsere Aufmerksamkeit erweckt, nämlich der neue A7-Prozessor, der entgegen dem Vorgänger oder der Konkurrenz nicht mehr auf 32-bit- sondern 64-bit -Architektur basiert. Unmittelbar nach dem Event haben wir nur mit den Schultern gezuckt – nachdem heute aber auch Samsung überraschend angekündigt hat, dass die kommenden Prozessoren auf 64-bit -Architektur aufgebaut werden sollen, wurden wir aber doch stutzig. Der Frage, ob diese Prozessorarchitektur in Smartphones und Tablets überhaupt einen Vorteil bringt und was die eigentlichen Gründe für diese Schritte sind, werden wir im Folgenden auf den Grund gehen.
Phil Schiller hatte bei der Präsentation des iPhone 5S durchaus mit der Behauptung Recht, dass der neue A7-Prozessor seinen Vorgänger, was die Leistung betrifft, um ein Vielfaches überbietet. Auch hat er Recht, wenn er behauptet, dass Apple die Konkurrenz im Rennen um den Schritt in die 64-bit-Ära geschlagen hat. Problematisch wurde es erst, als er diese beiden Punkte direkt miteinander in Verbindung gesetzt hat. Dass der A7-Prozessor doppelt so viel Rechen- und Grafikleistung bietet, hat nichts mit der doppelten bit-Anzahl zu tun.

64-bit-Architektur – was ist das?

Stark vereinfacht ausgedrückt bedeutet 64-bit, dass Prozessoren so ausgelegt sind, dass sie 64-bit, also 8 Byte, gleichzeitig (sprich während eines Taktes) verarbeiten können. Dadurch können größere Integer-Werte berechnet werden, was wiederum große Vorteile bei Verschlüsselungsmechanismen und grafischen Berechnungen hat. Auch können komplexere mathematische Funktionen berechnet werden, was für Smartphones derzeit schlicht nicht relevant ist. Für die reine Rechenleistung bringt die 64-bit-Architektur momentan also noch keine Vorteile.
Für den Normalnutzer ist der größte Nutzen mit Sicherheit, dass Computersysteme mehr als 4 GB RAM nutzen können. Eine Grenze, die inzwischen nur noch selten im Desktop- und Laptop-Bereich unterschritten wird. Im Server-Bereich gehört 64-bit schon seit langem zum Standard, da Server in der Regel immense Mengen an Arbeitsspeicher benötigen, um die großen Datenmengen für schnellen Zugriff zwischenspeichern zu können.
Auch wenn die Entwicklung im Smartphone-Bereich in der letzten Zeit stark zugenommen hat, wird es noch eine Weile dauern, bis wir das erste Smartphone mit mehr als 4 GB RAM zu Gesicht bekommen. Die Gründe dafür sind zum einen, dass derartig viel Speicher derzeit noch sehr teuer ist und zum anderen, dass mehr Speicher auch mehr Platz benötigt, da noch mehrere RAM-Bausteine kombiniert werden müssen, und mehr RAM-Chips letztendlich auch mehr Strom verbrauchen, was klar zu Lasten der Akkulaufzeit geht. Das iPhone 5S, mit dem 64-bit A7-Prozessor, besitzt tatsächlich nur 1 GB RAM, während im oberen Android-Segment längst 2 GB zum guten Ton gehören. Mit dem Samsung Galaxy Note 3 finden sich das erste Mal 3 GB RAM in einem Smartphone, das allerdings auch ausreichend groß ist um die Speicherchips zu beherbergen und mit 3.200 mAh auch einen überdurchschnittlich großen Akku besitzt.
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Das iPhone 5S oder genauer kein derzeitiges Smartphone hat also einen Vorteil von einem 64-bit-Prozessor – am ehesten wäre ein solcher Vorteil noch bei Tablets vorstellbar, da diese mehr Platz für die Speicherbausteine und größere Akkus für deren Energieversorgung hätten.

Software muss ebenfalls angepasst werden

Hardware-seitig hat derzeit also kein Smartphone momentan einen Vorteil und hinzu kommt zudem noch, dass auch die Software auf die neue Architektur angepasst werden muss. Apple hat iOS7 zwar diesbezüglich angepasst, so dass das OS theoretisch die größeren RAM-Mengen nutzen könnte, aber auch die App-Entwickler müssen ihre Anwendungen daraufhin optimieren.
Glücklicherweise ist ein 64-bit-Betriebssystem in der Lage auch 32-bit-Apps auszuführen, wenn eine neue App allerdings an die neue Architektur angepasst wird, müssen die Entwickler auch 32-bit-Versionen programmieren, damit diese auf Geräten laufen, die noch nicht in der schönen neuen 64-bit-Welt angekommen sind. Diesen Mehraufwand wird derzeit also kaum jemand betreiben, da es sich schlicht noch nicht lohnt.
Die Ankündigung von Samsung ist insofern fraglich, dass Android derzeit noch gar nicht auf 64-bit optimiert ist und das Betriebssystem mit dem neuen Prozessor also gar nichts anfangen könnte. Dass Samsung einen ähnlichen Weg wie Intel geht, die Android in Eigenregie für die eigenen x86-Prozessoren umschreiben, ist anzuzweifeln, weil dadurch der ohnehin schon zu langsam Update-Prozess nochmals verzögert wird. Denkbar wäre allerdings, dass Google in eine der kommenden Android-Versionen die Unterstützung von 64-bit-Architektur integriert, allerdings ist dies reine Spekulation.

Warum der Aufwand, wenn der Nutzen fehlt?

Da wir nun geklärt haben, dass der Schritt in die 64-bit-Ära derzeit noch keine Vorteile bringt, bleibt natürlich die Frage, warum Apple diesen Aufwand überhaupt betreibt.
Zum einen ist 64-bit natürlich ein tolles Marketing-Schlagwort, dass die einstige Innovationskraft des Konzerns aus Cupertino wieder aufblitzen lässt, zumindest, solange man das Ganze nicht hinterfragt. Apple kann nun also wieder behaupten, der Konkurrenz einen großen Schritt voraus zu sein und die Tatsache dass Samsung mit der Ankündigung eigener 64-bit-Prozessoren folgt, zeigt, dass die Rechnung aufgeht. Die Behauptung von Schiller, dass Apple die mobile Computing-Welt von einem Tag auf den anderen von 32-bit in die 64-bit-Welt gebracht hat, während dieser Übergang im Desktop-Bereich mehrere Jahre gedauert hat, ist allerdings schlichtweg falsch. Der Übergang wird auch im Mobile-Bereich noch Jahre benötigen, Apple hat nur den ersten Schritt gemacht.
Faktisch ist dieser Schritt auch eher als langfristige Investition in die Zukunft zu sehen. So ist es, aufgrund der fehlenden Anwendungsbeispiele auf Smartphones, durchaus denkbar, dass Apple für iOS andere Pläne verfolgt. Zwar ist nicht davon auszugehen, dass Apple in naher Zukunft die MacBooks und iMacs mit 64-bit-ARM-Prozessoren ausstattet, da diese gerade für professionelle Anwendungen zu wenig Leistung besitzen – PC-ähnliche Geräte mit iOS, die sich eher an Normalnutzer denn an Profis richten, sind dagegen viel eher denkbar, womit sich Apple zudem etwas mehr von Intel als Chip-Lieferant lösen könnte. Es bleibt also spannend, welche Strategie Apple auf lange Sicht mit diesem Schritt verfolgt und was die Konkurrenz von Samsung und Co unternimmt, um Schritt zu halten.