Das EU-Parlament hat sich am vergangenen Donnerstag mit einer überwältigenden Mehrheit für eine einheitliche Ladelösung für mobile Geräte ausgesprochen, die auf dem europäischen Kontinent verkauft werden. Mit diesem Plan will man der leidigen Suche nach einem passenden Ladegerät die Stirn bieten und zudem jährlich51.000 Tonnen Elektromüll einsparen.
In spätestens drei Jahren sollen laut eines Gesetzentwurfs zur Neufassung der Vorschriften für „Funkanlagen“ sämtliche in der EU verkauften Mobiltelefone mit einem „gemeinsamen Ladegerät kompatibel sein, um unnötigen Abfall zu verringern, Kosten zu senken und die Nutzung zu vereinfachen“. Der Gesetzentwurf wurde mit 550 Stimmen angenommen, es gab lediglich 12 Gegenstimmen und 8 Enthaltungen. Dieser muss zwar noch vom Rat verabschiedet werden, dabei handelt es sich aber wohl eher um eine Formalie. Die EU-Mitgliedstaaten haben dann zwei Jahre Zeit, diese Vorschrift in nationales Recht umzusetzen, anschließend haben die Hersteller noch ein weiteres Jahr, sich auf „die verbindliche Anwendung der neuen Vorschriften vorzubereiten“, sprich: ein entsprechendes Produkt anzubieten.
Das bedeutet, dass wir erste einheitliche Ladegeräte bis 2017 im Handel sehen werden. Allerdings muss vorab noch entschieden werden, mit welchen Produkten diese Ladegeräte kompatibel sein müssen, denn es handelt sich hier nicht ausschließlich um Handys im Allgemeinen, sondern auch um weitere „Funkanlagen“ für Funk-Zentralverriegelungen bei Fahrzeugen und Modems. Außer den genannten Aspekten der Müllreduktion und Vereinfachung für Konsumenten zielen die Vorschriften zudem darauf ab, „gegenseitige Störungen auszuschließen und sicherzustellen, dass grundlegende Sicherheits- und Gesundheitsanforderungen erfüllt“ werden.
Auf dem Smartphone-Sektor existiert im Grunde schon eine recht einheitliche Regelung: Nahezu alle Geräte lassen sich per Micro-USB-Port laden – abgesehen von Apples iPhones und den Tablets einiger Hersteller mit proprietären Anschlüssen. Die meisten Hersteller – auch Apple – haben ihre Ladegeräte aber so konstruiert, dass Kabel und Netzteil vom Nutzer zusammensteckt werden müssen, sodass man auch andere Systeme wie Apples Thunderbolt nutzen kann, ebenso passen dank Abwärtskompatibilität auch USB 3.0-Kabel in die Ladestation. Dies ist durchaus positiv zu bewerten. Bei anderen Geräten, die Bestandteil dieses Gesetzes sind, ist dies aber noch nicht unbedingt der Fall. Allerdings stellt sich angesichts der raschen technischen Entwicklungen die Frage, ob USB in drei Jahren überhaupt noch angesagt ist, oder wir unsere Smartphones gar komplett kabellos laden. Andererseits könnte diese Technologie möglicherweise noch einige weitere Jahre benötigen, bis sie in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.
Außer bei Smartphones und Tablets wäre es durchaus wünschenswert, wenn auch weitere technische Geräteschäften des täglichen Gebrauchs sich mit einer standardisierten Ladelösung mit Strom versorgen ließen. HP hat mit seinem Chromebook 11 bereits gezeigt, wie es geht, denn dieses lässt sich per Micro-USB-Anschluss aufladen. Sicherlich erfordern Geräte mit größeren Akkus eine höhere Stromstärke zur effektiven Ladung, doch dies ist nichts weiteres als eine kleine technische Hürde, die mit Sicherheit lösbar ist.
via androidnext.de