Die Berichte über den Tod von Google+ sind, frei nach Mark Twain, stark übertrieben. Auch wenn das soziale Netzwerk nicht zum großen Konkurrenten Facebook aufschließen konnte, ist es alles andere als die oft beschworene „Geisterstadt“, sondern Ort vieler interessanter und tiefgehender Unterhaltungen. Dennoch scheint das Kreislings-Netzwerk nicht mehr die allerhöchste Priorität bei Google zu haben. Neues Beispiel in einer langen Reihe: Die Google+-Pflicht bei der Erstellung eines Google-Kontos fällt weg. Es ist damit wieder möglich, ein Google-Konto anzulegen, ohne sich zwangsweise bei Google+ registrieren zu müssen.
Seitdem Google+ im Jahr 2011 an den Start ging, wurde es mehr und mehr mit anderen Google-Produkten verknüft: Picasa wurde beispielsweise zu Google+-Fotos, Bewertungen im Play Store setzten einen Google+ Account voraus, das Kommentarsystem auf YouTube wurde – zum Aufschrei vieler Nutzer – auf Google+ umgestellt. Kein Google-Produkt sollte mehr ohne Google+ auskommen, es sollte das „soziale Rückgrat“ Googles werden und alle Produkte des Internetgiganten miteinander verbinden.
Von dieser „Zwangsbeglückung“ scheint Google jetzt Schritt für Schritt wieder Abstand zu nehmen: Im August ist die Klarnamenpflicht gefallen und auf YouTube wird man nicht mehr ständig penetrant gefragt, ob man nicht doch lieber seinen Google+-Account verwenden möchte – neuerdings kann man die Einstellung permanent speichern. Ohne viel Aufsehen wurden zuerst die Autorenbilder, dann sogar die Autorennamen aus den Suchergebnissen entfernt, die auf die entsprechenden Google+ Profile verwiesen. Gerüchten zufolge soll auch der Foto-Service aus Google+ wieder entfernt werden und jetzt folgt der vielleicht größte Schritt: Es ist wieder möglich, ein Google-Konto anzulegen, ohne sich gleichzeitig bei Google+ registrieren zu müssen.
Wie auf dem Bild oben zu erkennen, gibt es bei der Konto-Erstellung nun einen weiteren Button, mit dem Nutzer die Registrierung bei Google+ umgehen können. Sicher, das „Nein danke“ ist farblich kaum vom Hintergrund zu unterscheiden und Google suggeriert damit, dass man doch lieber ein Profil auf Google+ anlegen sollte, aber dennoch bekommt man jetzt die Wahl Google+ beizutreten oder eben nicht. Die bestehende Google+-Pflicht für andere Google-Produkte, etwa im Play Store oder YouTube, wird von der neuen Regelung aber nicht berührt. Wer im Play Store also eine App bewerten oder auf YouTube ein Video kommentieren möchte, braucht weiterhin einen Google+ Account.
Was dieser Schritt letztlich für Google+ zu bedeuten hat, bleibt abzuwarten. Es ist auch vorstellbar, dass Google anfangs die Google+-Pflicht beim Erstellen eines neuen Google-Kontos genutzt hat, um das Wachstum seines Netzwerks voranzutreiben, so auch die Verknüpfung mit weiteren Diensten. Mittlerweile hat es Googles Netzwerk aber wahrscheinlich einfach nicht mehr nötig, „künstlich bevölkert“ zu werden. Wir, und wie es scheint, auch viele andere hier, schätzen G+ und hoffen, dass Google das Soziale Netzwerk auch weiterhin pflegt. Laut G+-Verantwortlichem Dave Besbris, müssen wir uns diesbezüglich auch keine Sorgen machen.
via androidnext.de
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