Sonntag, 16. Juni 2013

Roaming: Gebühren innerhalb der EU werden abgeschafft

Ende Mai berichteten wir von einem Vorstoß der EU-Kommissarin für digitale Themen, die Roaming-Gebühren innerhalb der Union komplett abzuschaffen. Wie nun der britische Telegraph meldet, ist dieses Vorhaben in Brüssel inzwischen beschlossene Sache: Frühestens ab 2014, eventuell aber auch erst 2017 werden wir in den aktuell 27 Mitgliedsstaaten ohne zusätzliche Kosten telefonieren, SMSen und surfen können.









Roaming-Paris

















Wir hatten es ja bereits Ende Mai, als erste Meldungen zum Brüssler Vorhaben, den Roaming-Gebühren ein Ende zu bereiten, aufkamen, postuliert: Wenn die EU sich etwas vornimmt, dann setzt sie das meistens auch durch. So wurde der Vorschlag von Kommissarin Neelie Kreos zwischenzeitlich von der 27-köpfigen Kommission abgesegnet und soll ersten Aussagen zufolge im Schnellverfahren schon bis zum Juli 2014 in Kraft treten.

Allerdings wurden auch schon Stimmen gehört, die 2015 für einen wahrscheinlicheren Termin halten oder sogar erst mit 2017 als Zeitpunkt für den endgültigen Fall der teuren Roaming-Gebühren rechnen.
Interessant ist, dass es der EU bei dieser Maßnahme nicht etwa nur (oder hauptsächlich) um eine finanzielle Erleichterung für ihre Bürger geht, sondern sie augenscheinlich vor allem eine Konsolidierung, oder gar Säuberung der europäischen Provider-Landschaft im Sinn hat – so heißt es (Übersetzung von uns):
„In Europa gibt es rund 100 Provider, in den USA nur vier. Das ist im Hinblick auf einen einheitlichen Markt nicht tragbar. Europa hat dadurch eine geringere 4G/LTE-Abdeckung als Afrika.“
Den Grund dafür sieht man in Brüssel in der Fragmentierung des Marktes, die, so die Quelle des Telegraph, investitionshemmend sei.
Zwar sei „Konsolidierung nicht das Ziel, sondern ein einziger, einheitlicher Markt. Wenn das aber weniger und stärkere Provider bedeutet, dann ist das auch gut.“
Das wiederum sehen wir allerdings anders: Ja, die Flut der hiesigen Provider kann zuweilen zu gewisser Orientierungslosigkeit führen und im europäischen Gesamtbild gar erschlagend sein; dass ein paar wenige große „All-European-Provider“, die möglicherweise noch Preisabsprachen treffen, aber im Sinne des Kunden wären, wagen wir zu bezweifeln.
Fakt ist aber, dass ein Wegfall der Roaming-Gebühren die großen Provider wohl deutlich weniger stark treffen würde, als die kleinen Discount-Anbieter. Und so hätte auch der zunächst sehr verlockend klingende Wegfall der Roaming-Gebühren für den Kunden im Nachhinein möglicherweise eine Kehrseite, die irgendwann dann doch wieder teuer bezahlt werden muss.


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